Bericht über den 6. Lötschentaler Workshop 2013


Workshop im Lötschental, Juni 2013, zum Thema „Glaube“ (und 2. Teil Resilienz)

Teilnehmerinnenbericht von Esther Dürr

„Glück ist ein wunderbares Gefühl. Es vermittelt einem in jeder Situation Wohlbehagen. Es gibt Hoffnung in Zeiten der Verzweiflung. Es stimmt friedlich in einer Welt des Chaos. Ich möchte, dass Sie glücklich sind, wann immer Sie es wünschen.“ Dies schreibt Nicholas Sparks in seinem Buch „Die Suche nach dem verborgenen Glück“. Wie kommt man zum Glücklichsein und was hat dies mit dem Glauben zu tun? Dazu zitiert Ines Grämiger, Workshop-Leiterin, Leopold Szondi in ihrem Kompendium IV: „Die Gesundheit unserer Glaubensfunktionen bestimmt die Gesundheit. Glaubensstörungen (Wahn, Ideologie, Narzissmus, Atheismus etc.) bestimmen unsere Krankheiten.“ „Glaube ist ein ichhaftes Bedürfnis des Menschen, triebhaft angelegt und so dringlich wie sexuelles Bedürfnis.“ „Glaube ist eine der humansten Ichleistungen.“ Die Teilnehmerinnen sind daher der Auffassung, dass Resilienz durch Glaubens- und Glückserleben entsteht. Des Weitern hält Leopold Szondi dazu fest (Ich-Analyse S. 514ff.): „Vom Standpunkt der Schicksalsanalyse aus müssen wir zum Verstehen des Glaubens als eines besonderen Schicksals des Menschen folgende vier Fragen stellen:

  • A. Welche Instanz der Seele fungiert im Glauben?

  • B. Woher, aus welcher Energiequelle strömt die Kraft zum Glauben?

  • C. Wozu glaubt der Mensch? Was für ein Schicksal manifestiert sich im Glauben?

  • D. Was für Objekte können als Glaubensobjekte gewählt werden?


Neben der Theorie der schicksalspsychologischen Glaubenslehre bereicherten uns im direkten Anschauungsunterricht die stündigen, biographischen Selbsterfahrungsberichte aller Teilnehmenden über die eigene Entwicklung des Glaubens während des ganzen Lebens, gaben einen vertieften Einblick in die persönlichen Glaubensfunktionen und ermöglichten damit eine Glaubensfunktionsanalyse nach Leopold Szondi, eine Analyse der glaubensfördernden und glaubenshindernden Einflüsse und Personen.

Mit Wissen, Gespür und Feingefühl führte uns Ines Grämiger an ein Thema heran, welches oftmals – wie das sexuelle Bedürfnis – mit Schamgefühl verbunden ist. Darauf weist insbesondere auch Viktor E. Frankl in „Der unbewusste Gott“ hin. Zudem vermerkt er in seinem Buch: “ … dass im Grunde, in der Tiefe des Unbewussten, eigentlich jeder von uns zumindest im weitesten Sinne des Wortes gläubig ist, mag dieser Glaube auch noch sosehr verdrängt und verschüttet worden sein.“ Und wichtig schien uns dazu die Aussage von Frankl: „Im Leben geht es nicht um Sinngebung, sondern um Sinnfindung. Der Sinn des Lebens kann nicht erfunden, sondern muss entdeckt werden. Sinn kann nicht gegeben, sondern muss gefunden werden.“ Mit diesen anspruchsvollen Leitgedanken von Szondi, Frankl, Sparks, mit der Glaubensanalyse von Alberts Einsteins Gottesbild (Gott ist ein schwarzes Loch) und mit schicksalspsychologischen Analysen von Gebeten und Gottesbegriffen verflogen die Arbeitsstunden im Nu. Bei Gschwelti mit Käse und dem guten Nachtessen im nahe gelegenen Restaurant, natürlich immer verbunden mit einem guten Tropfen Wein, gingen die Gespräche weiter bis tief in die Nacht hinein. Als besonderer Höhepunkt galt allerdings – im Anschluss an unseren 3. Workshop – nochmals der Besuch des geomantischen Ortes, welcher mit der Legende des „füürigen Haspels“ verbunden war („die brücke“ 2/2010). An diesem mystischen-mythologischen Ort in Ried im Lötschental setzten wir, zusammen mit dem ansässigen Ethnologen, in einem Ritual und als symbolische Handlung für das Tal das seit langer Zeit fehlende zweite Kreuz. Nach zweieinhalb Tagen ging ein wiederum sehr intensives und bereicherndes Wochenende dem Ende zu. Auch der Wettergott war uns wohlgesinnt, was in diesem Jahr nicht selbstverständlich war. Ein herzliches Dankeschön gilt Ines Grämiger als Kursleiterin und Vera Tobler als Gastgeberin. Wir freuen uns bereits jetzt schon auf den nächsten Lötschentaler-Workshop im Juni 2014!

Nachwirkungen des Lötschentaler Workshops 2013 mit Kreuz-Errichtung in den „Erlen“ bei Ried:

Unsere Lötschentaler Gastgeberin Vera Tobler schreibt uns Ende September Folgendes: „Der Platz mit dem Kreuz ist einfach ein wunderbarer Ort. Es scheinen ihn auch immer wieder Leute zu besuchen, denn ich finde jeweils frisch getretene Grasspuren und meist liegt ein Blümchen zu Füssen des Kreuzes. Ich empfahl den Ort auch einer Katholikin, die Theologie studierte (ö) und die auf der Suche nach speziellen, spirituellen (Kraft)-Orten hier im Tal (ö) ist und erzählte ihr von unserem Kreuzritual am Workshop. Sie strahlte, umarmte mich und sagte, dass genau so ein Ort für sie wunderbar und sehr wichtig wäre, weg von traditioneller, religiös-familiär geprägter Eingebundenheit. Diese schicksalshafte Begegnung mit ganz speziellen, offenen Gesprächen berührte mich tief.“

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