Würdigung der Arbeit von Sinikka Stenberg, Espoo, Finnland
von Ines Grämiger, Februar 2010

 

 

Sinikka Stenberg, eine finnische Graphologin, heute weit in den 70igern, entdeckte eines Tages durch ihren Austausch mit schwedischen Kollegen (u.a. mit Jaakob Borgk) die Literatur der Schicksalsanalyse – und ihr Interesse an der Schicksalsanalyse und deren möglichen Integration in die Graphologie war geweckt.

Sie wandte sich auf der Suche nach Fachkollegen, welche sich mit dieser interdisziplinären Materie befassten, ans Szondi-Institut ZH – und stiess auf die sehr aktive, lebendige Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“ des Institutes, welche unter meiner Fachleitung seit nun mehr als 1o Jahren tagt.

Sinikka war es aus sprachlichen Gründen (sie spricht neben dem Finnisch englisch und kann Deutsch zwar lesen und verstehen, es aber nicht sprechen) und aus Gründen der geographischen Entfernung nicht möglich, an der Arbeitsgruppe teilzunehmen, so gross ihr Interesse auch war.

Was hingegen möglich war, war die Teilnahme an einem der Graphologie-Kongresse an der Universität ZH, wo die Arbeitsgruppe den „Fall Veronika“ vortrug: anhand der Schrift einer Teilnehmerin der Arbeitsgruppe wurde eine klassische, darauf eine spezifisch schicksalspsychologische Handschriftenanalyse gemacht, sodann live die Schriftautorin vorgestellt, welche darüber referierte, wie sie die schicksalsanalytischen Bedürfnisse in ihrem Lebenslauf auslebte.

Ebenso absolvierte Sinikka zu Beginn ein einführendes Privat-Training in schicksalspsychologischer Graphologie in Form von Einzelunterricht bei mir in Zürich.

Bei dieser Weiterbildung in Graphologie entdeckte sie, dass leider auch die graphologischen Grundlagen in klassischer Graphologie in Finnland sehr rudimentär sind, dass weitgehend Literatur in finnischer Sprache fehlt und es somit an Vielem mangelt. Die finnische Graphologie-Literatur befindet sich scheinbar noch auf dem Niveau der Einzel-Buchstabendeutung (Deutungen einzelner Formungen, z.B. des Buchstabens b, des F, des n etc.), einem sehr tiefen und frühen Niveau der Graphologie, noch vor der Deutungsstufe von ganzen Merkmalskomplexen oder umfassenden Persönlichkeitsaspekten – wie z.B. der Analyse des Willens, der Intelligenz, der Emotionalität, des Kontaktes etc. Von einer Deutung des Striches unter 8-facher Lupenvergrösserung war gar nie die Rede.

Deshalb entschloss sie sich, ihren Lebensabend voll und ganz (neben der Familie) der Schicksalspsychologischen Graphologie zu widmen, dabei auch die Grundlagen der vorgängigen klassischen Graphologie aufzubereiten – und zwar indem sie begann, die „Profiliana“, eine schicksalpsychologisch-graphologische Zeitschrift in Broschürenform auf finnisch herauszugeben (in Anlehnung an die „Szondiana“).

Sie ist dabei sowohl Herausgeberin wie Redaktorin und Autorin, befasst sich mit den Grundlagen der Graphologie, der Theorie der Schicksalsanalyse (beschreibt alle 16 Bedürfnisse der Schicksalanalyse ausführlich und in Tabellenform) sowie der scha. Graphologie als Weiterbildungsstufe. Sie übersetzte darin Teile meines „Lehrbuches der scha.psychologischen Graphologie Band I : der Gestaltungsanalyse, Band II : der Strichanalyse), veröffentlichte ihre eigenen Handschriften von Kindheit bis jetzt als Längsschnittanalyse, sämtliche Schriften ihrer Familienmitglieder (samt Stammbaumforschung) sowie Schriften von Bekannten – alles mit differenzierter Analyse versehen.

Dazu führen wir in regelmässigen Abständen stündliche Supervisions-Telephonate zwischen Finnland und Zürich von mindestens einer Stunde Dauer.

Einen grossen Teil ihrer Anstrengung legte sie in die Erlernung der Strichanalyse und versucht diese nun in der „Profiliana“ den studierenden Graphologen mit besonderem Nachdruck ans Herz zu legen. Sie bringt damit auch die Anliegen und Lehren der ehemaligen Leiter des Graphologischen Seminars Zürich (Wulf M. Listenow und Veronika Schnewlin), welche als Grundlagen in meinen Kompendien der klassischen Graphologie zu finden sind, nach Finnland zur dortigen Veröffentlichung und Verbreitung.

Ich bewundere die Energie, das Engagement und Durchhaltevermögen dieser wissbegierigen, leistungsfähigen und disziplinierten Frau, welche versucht, die klassische wie die schicksalspsychologische Graphologie mit ungeheurem Aufwand und Arbeitseinsatz von Mitteleuropa in den Norden und dort zur Anwendung in Lehre und Praxis zu bringen.

Sie steht nun in Verhandlung mit einem finnischen Verlag, der ihre Texte in Buchform herausgeben möchte.

Leider ist es uns nicht möglich, ihre finnischen Texte zu verstehen oder auf Deutsch zu übersetzen, da das Finnische uns so fremd ist. Halte ich die „Profiliana“ in der Hand, so sind mir nur Worte wie Grafologia, Hermafrodiitit, Sadistit, Epileptikot, Hysteerikot, Katatoniset, Paranoiset, Depressiiviset, Maanikot irgendwie noch verständlich, nicht aber Worte wie kohtalopsykologinen(=schicksalspsychologisch), kohtaloanalyysin viettijärjestelmä (=schicksalsanalytisches Triebsystem)!

Interessant für den Schicksalspsychologen ist aber auch der Lebensweg von Sinikka: vom Studium und Abschluss in Literaturwissenschaften, von der Radiosprecherin und der Jazz- und Folksängerin mit unglaublich dunkler, fast afrikanischer Stimme zu ihrem „Lebenswerk ihres Lebensabends“ (wie sie es selbst bezeichnet) als Schicksalspsychologische Graphologin, Herausgeberin und Autorin.

Wir wissen noch nicht, was dieser Einsatz von Sinikka Stenberg für die Schicksalsanalyse und die Graphologie im Norden bedeuten wird, welche Ausmasse und Folgen diese Veröffentlichungen haben werden. Sicher aber ist, dass wir ihr sowohl als Graphologen wie auch als Schicksalspsychologen zu grosser Dankbarkeit verpflichtet sind.

Ein riesiges Dankeschön und der Wunsch für weitere seelische und körperliche Kraft zur Fortführung ihres Werkes geht mithin an Sinikka Stenbaerg nach Espoo in Finnland.

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