KOMPENDIEN DER GRAPHOLOGIE
von Ines Grämiger

Uebersicht über die Inhalte

Graphologie-Kompendium I

(Messungen und Merkmalsprotokolle)

(Fr. 25.–/ 80 Seiten)

 

Hier werden die Deutungsprinzipien der Graphologie erörert.

Der Haupt-Teil aber widmet sich der Definition und der genauen Messung der Einzelmerkmale (der Buchstaben, Formungen, Zeilen, Raumverteilung etc.) der Handschrift (nach Pfanne).

Neu entwickelte Leerschemata zum Ausfüllen als Merkmalsprotokolle für Handschriften sind beigefügt.

Graphologie-Kompendium II

(Deutungen der Merkmale – und Strich-Analyse)

(Fr. 25.–/ 80 Seiten)

Dieses Kompendium beinhaltet als Folge-Lektüre zum Kompendium I die Deutungen der vorher gemessenen und bestimmten Einzel- und Ganzheitsmerkmale der Handschrift.

Neben der Analyse der Formungen der Schrift wird hier aber auch die Analyse des Striches unter 8 facher Lupenvergrösserung, die Strich-Analyse ( gemäss W. M Listenow und dem graphologischen Seminar Zürich) behandelt.

Die Technik der Strich-Analyse, welche nur anhand eines Originals (nicht einer Kopie) durchgeführt werden kann, ist oft unter Graphologen viel zu wenig bekannt, ist aber von grösster Wichtigkeit, da sie die Substanz, die Essenz, das noch ungeformte Potential eines Autors aufzeigt, noch jenseits aller erworbenen Formung.

Gerade der Vergleich von Strich und Formung, das heisst von Potential und effektivem Geformtem ist von tragender Bedeutung.

Der Strich weist oft auch auf beginnende Krankheitsprozesse hin, oft noch bevor diese wirklich manifest werden.

Graphologie-Kompendium III

(Persönlichkeitsaspekte 1. Teil: klassische Typologien und Intelligenz)

(Fr. 25.–/ 110 Seiten)

 

Der erste Teil der Persönlichkeitsaspekte umfasst zuerst die Typologien, welche in der Handschrift ersichtlich werden:

  • die Konstitutionstypen
  • die Temperamente
  • die Jungsche Typologie

 

dann folgen:

  • Denkformen – Intelligenz – Begabungen

Graphologie-Kompendium IV

(Persönlichkeitsaspekte 2. Teil und schicksalspsychologische Typologie)

(Fr.25.–/ 110 Seiten)

Der zweite Teil der Persönlichkeitsaspekte umfasst :

  • die entwicklungspsychologische Typologie (oral, anal, phallisch)
  • Antrieb/Vitalität und Steuerung
  • Emotionalität
  • Wille
  • Selbsterleben
  • Realitätsbezug und Reife
  • Abwehrformen
  • Kontakt und Beziehung
  • Arbeitscharakter und Führungsfähigkeit

Die spezielle schicksalspsychologische Typologie umfasst folgende Charaktere:

  • den epileptiformen und hysteriformen Charakter
  • den zwangshaften Charakter
  • den paranoiden Charakter
  • den narzisstischen Charakter
  • den inversen Charakter
  • den sadistischen und masochistischen Charakter

Lehrbuch der schicksalspsychologischen Graphologie

(Dieses neue Lehrbuch ist eine Integration von Graphologie und Schicksalspsychologie, eine Fort- und Weiterbildungsstufe der klassischen Graphologie und setzt die Kenntnisse der klassischen Graphologie voraus)

Band I A : Gestaltungsanalyse Fr. 50.– / 153 Seiten
Band I B : Strichanalyse Fr. 30.–/ 160 Seiten

Am Anfang steht die Einführung in das Bedürfnissystem der Schicksalsanalyse und das Wesen der einzelnen Bedürfnisse.

Dann folgt die Zuordnung der Merkmale der klassischen Grapholgie zu den 8 (respektive 16) von der Schicksalsanalyse (nach Leopold Szondi) postulierten Bedürfnissen in Tabellenform und Text.

Eine spezielle Methodik der schicksalspsychologischen Graphologie wird aufgezeigt:

  • Eruierung der in der Schrift sichtbaren Bedürfnisse
  • Erstellung einer Rangreihe der stärksten Bedürfnisse
  • Analyse der fehlenden und schwach entwickelten Bedürfnisse (des Schattens nach Jung)
  • Arbeit mit einem modernen Mind-Mapping-System zur Erfassung der Bedürfnisse, ihrer Syndrome, der Abwehrdynamiken und Proportionen

 

Handschriftliche Prototypen zu den 16 Bedürfnissen werden gezeigt (mit der Uebung der Zuordnung durch den Leser).

Den Wert der Integration von Schicksalsanalyse und Graphologie zeigt das Fallbeispiel eines 22 jährigen Mannes, welcher eine Kombination von epileptiformen Stauungsphänomenen im Strich und zwangshaften Formungen aufweist. Charakter, Berufswahl und Krankheitssymptome von ihm werden graphologisch und schicksalsanalytisch interpretiert und seine Abwehrdynamik anschaulich dargestellt.

Am Schluss wird anhand der Schrift von Veronika (60 Jahre) eine komplexe graphologisch-schicksalspsychologische Analyse vorgenommen und durch das konkrete Feedback der Schriftautorin verifiziert und ergänzt. Sie berichtet, wie sich alle diese 16 Bedürfnisse in ihrem Leben, ihrer Herkunftsfamilie, ihren Berufswahlen, ihrem Charakter und ihren Partnerwahlen etc. manifestieren.

Titelblatt_Strichanalyse

 

 

Vorwort der Herausgeberin (Ines Grämiger) Zürich, Oktober 2015

Definition der graphologischen Strichanalyse

Die Strichanalyse der Graphologie ist eine Mikroanalyse des Striches (als Zusatz zur Formanalyse) unter Lupenvergrösserung 8 – 15 x und erfasst die Grundsubstanz, das Wesen einer Person als ungeformte Urenergie, als Rohmaterial, aus dem dann die Formung der Handschrift sekundär gestaltet wird.

Was / Inhalt

Es handelt sich hier um ein authentisches Vorlesungsmaterial der Vorlesung von Wulf M. Listenow am „Graphologischen Seminar Zürich“ (Forchstrasse) im Jahre 1965 / 65, eine äusserst anschauliche, weit ausufernde, dichte Beschreibung der Strichanalyse mit vielen Bezügen zu anderen Künsten (wie Malerei, Musik, Naturbetrachtungen, Zen usw.) in einem echt interdisziplinären Ansatz der Strichbetrachtung.

Darin kommt auch die ganze historische Geschichte der Strichanalyse mit Literaturangaben (innerhalb des Textes) nicht zu kurz und es wird gut erkennbar, welcher Autor welche Wortbeschreibungen zum Strich „erfunden“ und welche Ausdrücke und Strichaspekte er erstmals erwähnte (z. B. wer erstmals vom „Strich in sich“, wer vom verschwommenen Strich, wer vom unzügigen Strich, wer vom schlanken Strich usw. gesprochen hat). Diese Quellenangaben und detailgenauen Erwähnungen fehlen meist in der anderweitigen Literatur zum Strich.

Sämtliche Strichaspekte aus der fächerreichen Geschichte des Striches wurden dann von Wulf M. Listenow und Veronica Schnewlin, den Leitern des „Graphologischen Seminars Zürich“ zusammengetragen und in Kategorien unterteilt als Unterrichtsmaterial für uns Studierende der Graphologie.

Insbesondere der Anfang der Vorlesung ist eigentlich kein ausschliesslicher Lehrgang nur für Berufs-Graphologen, sondern ein sinnlich-vergnügliches Heranführen an den Strich durch Listenows Begeisterung für diesen an und für sich, ein richtiggehend suggestives Werben für die Strichanalyse – welcher daher an jeden Graphologen als erste Einführungslektüre herangetragen werden sollte, aber auch beim Laien ein bewunderndes Staunen für die Geheimnisse der Graphologie auslösen kann.

Dies alles erklärt auch das grosse Engagement des „Graphologischen Seminars Zürich“ und seiner Dozenten dafür, dass neben der Formanalyse einer Handschrift immer auch eine Strichanalyse mit der Lupe gemacht werden und somit ein Graphologe niemals eine Analyse ab Kopie machen sollte! (siehe auch im Anhang den europäischen Berufspflichtenkodex für Graphologen, welche nur eine Handschriftenanalyse ab Original erlaubt wegen der Strichanalyse!

Die vorliegende schriftliche Aufzeichnung gibt sprachlich im Originalton die mündliche Vorlesung Listenows wieder, ist in Wortlaut und Satzstellung nicht geschönt oder verändert und enthält somit auch den ganzen Charme eines von einem Schweizer gesprochenen Vortrags auf Deutsch. Man fühlt sich, als würde man live nochmals in der Vorlesung sitzen.

Ich selbst habe das erstemal diese schriftliche Form der früher mündlich erlebten Vorlesung atemlos gelesen und wurde wieder versetzt in meine Ausbildungsjahre, das Ringen der Graphologischen „Ahnen“ um die Wahrheit der Handschriftendeutung verfolgend.

Marga Nüssli-Marolt’s Autorisierung durch Listenow

Marga hat die ersten Vorlesungen (S. 1- 8) mitstenographiert bis sie dann zu Listenow ging um die Erlaubnis für eine Tonbandaufnahme zu erbeten (ab S. 9). Listenow gab dann sein Okay für die Tonbandaufnahmen und die Abschriften derselben durch Marga Nüssli sowie deren mögliche, künftige Abgabe an Studierende.

Zum Formalen dieser Ausgabe

Es handelt sich hier um ein Faksimile von Marga Nüssli’s Manuskript ab Stenogramm und Tonband – in altehrwürdiger, noch nicht elektrischer Schreibmaschinen-Schrift, noch vor der Computerzeit, daher mit teilweise versetzten Buchstaben und anderen Lay-Out-Mängeln dieser Zeit. Teilweise sind auch Lücken auszumachen, wenn der Wortlaut ab Tonband nicht verständlich war. Der Text ist mit Unterstreichungen versehen, grösstenteils von Marga Nüssli, teils von mir.

Als Herausgeberin habe ich nur die allernötigsten, handschriftlichen Korrekturen und Ergänzungen gemacht, v. a. wenn diese zum Verständnis des Textes unerlässlich waren, habe nur orthographisch und teils grammatikalisch sanft korrigiert. Grössere geschwärzte Durchstreichungen von Worten durch Marga habe ich mit Tip-Ex geweisst wegen besserer Leserlichkeit. Es gab aber auch einige mir unverständliche Sätze, welche ich dann so stehen liess – konnte ich den Sinn selbst nicht entschlüsseln. Der Text sollte möglichst wenig verändert oder manipuliert werden.

Ich habe (auch nach kurzer Rücksprache mit Annemarie Pierpaoli, der Präsidentin der SGG / der Schweizerischen graphologischen Gesellschaft) davon abgesehen, den ganzen Text in eine zeitgemässe Computerabschrift umzuwandeln, einerseits um die spannende Authentizität des sichtbar gewordenen Arbeitsprozesses zu erhalten, andererseits auch, weil weder ich noch die SGG Zeit oder Geldmittel für so eine aufwendige Herausgabe hatten. Wichtiger schien uns allen, dass dieses Werk vor allem inhaltlich den Graphologen erhalten bleibt – auch wenn es vom Lay-Out her gesehen nicht mehr den anspruchsvollen, heutigen Normen entspricht.

Bemerkung: in den von mir verfassten Ergänzungstexten gilt die männliche Form auch für weibliche Personen.

Literaturhinweise und Bildmaterial

Listenow hat zu seiner Vorlesung keine separate Literaturliste abgegeben, sondern die Literaturangaben erfolgen fortlaufend im Text selbst und müssen diesem entnommen werden.

Als Herausgeberin weise ich in einem ergänzenden Kapitel am Schluss auf weitere, wichtige Werke zur Strichanalyse hin, welche erst nach Listenows Vorlesung herausgegeben wurden und sich meist auf dessen Vorlesung beziehen.

Anekdote zu Listenow Projekt Strichanalyse

Listenow plante, seine Vorlesung „Die Strichanalyse“ selber als neues Lehrbuch herauszugeben – hat dieses aber leider nie realisiert.

Anlässlich eines Besuches bei ihm in seiner Praxis an der Steinwiesstrasse in Zürich (als er mich zu sich berufen hatte um mir Feedback über meine graphologischen Kompendien zu seinen Vorlesungen zu geben und das Okay zu meinen Zitierungen), zog er mit bedeutsamer Bewegung vor mir eine Schublade aus seinem Pult heraus, deutete geheimnisvoll hinein und meinte: „Hier ist das Manuskript und Material für mein bald erscheinendes neues Lehrbuch über die Strichanalyse samt allen Strichbeispielen in Dias und Fotos zu den verschiedensten Stricharten.“

Leider warteten wir jahrelang vergebens auf eine solche Veröffentlichung.

Wir Schüler Listenow’s und andere Graphologen behalfen uns deshalb mit Zusammenfassungen seiner Vorlesungen und mit eigenem Bildmaterial.

Die von ihm erwähnten Dias, welche Mikroaufnahmen des Strichs in Vergrösserung zeigten, konnten wir Studierenden alle während der Vorlesungen in Projektion an der Wand betrachten und studieren, erhielten aber keine Abzüge oder Kopien derselben.

Da die Bildbeschaffung zu den verschiedenen Strichkategorien eine zentrale, aber auch schwierige Aufgabe darstellt, hatte sich die „Arbeitsgruppe Schicksalspsychologie und Graphologie“ (unter meiner fachlichen Leitung) nach Listenow’s Tod zur Recherche nach diesen Dias aufgemacht – jedoch vorerst ohne Erfolg.

Die Dias blieben jahrelang verschollen, bis sie laut der Präsidentin der SGG, Annemarie Pierpaoli, scheinbar wieder auftauchten, in deren Besitz gelangten und scheinbar im Sommer 2008 geordnet werden sollten. Die SGG überlegte sich damals eine Herausgabe als DVD (was natürlich eine wertvolle Ergänzung zu diesem Textband sein würde).

Danksagungen

Mein besonderer Dank geht natürlich an Marga Nüssli-Marolt, einerseits für ihre Mut, Listenow mit einiger Hartnäckigkeit um die Erlaubnis zur Tonbandaufnahme angegangen zu haben, dann andererseits für die immense Arbeit der Transkribierung der Tonbandaufnahmen und nicht zuletzt auch für ihre Uebergabe des Textes an mich zur Erstellung eines Faksimiles zwecks freier Verwendung und Nutzung. Auch eine Herausgabe in meinem Selbstverlag wurde damals schon diskutiert.

Marga Nüssli’s immensem Einsatzwillen ist es zu verdanken, dass die Graphologie-Welt nun über ein kostbares, umfassendes und authentisches Werk zur Strichanalyse verfügt und dass das differenzierte und weite Fachwissen von Listenow nicht verloren ging, sondern der Nachwelt in lebendigster Form, sogar im Wortlaut, erhalten bleibt.

So braucht es oft einen Schüler, einen Studierenden um das Werk eines Meisters an die öffentlichkeit zu bringen und vollumfänglich zu bewahren.

Ein weiterer Dank geht an die „Arbeitsgruppe Schicksalspsychologie und Graphologie“ des Szondi-Institutes (unter meiner fachlichen Leitung), bei der Marga jahrelang Mitglied war – und in der Margas „Schatz“ überhaupt erst mal bekannt wurde und danach auch aus der Versenkung gehoben werden konnte.

Danke auch den Mitgliedern, welche mich immer wieder tatkräftig zur Herausgabe motivierten – auch wenn nun einige Jahre seither verstrichen sind, weil sich immer wieder Anderes, Dringlicheres in den Vordergrund schob. Ohne deren begeisternde Motivations- und Mitarbeit wäre aber wohl dieses Werk bei mir noch länger liegengeblieben.

Gerade eine neue Studierende an meinem 2007 gegründeten Institut ISCHAP in Zürich (Institut für interdisziplinäre Schicksalspsychologie), welche die Weiterbildung zur „Schicksalspsychologischen Graphologin“ auf dem Weiterbildungsniveau – nach dem klassischen Studium der Graphologie – macht, hat mich intensiv um die Herausgabe gebeten, da in ihrer Ausbildung die Lehre der Strichanalyse vollständig fehlte!

Danke auch an das Szondi-Institut in Zürich, welches seit über 18 Jahren (seit 1997) diese Arbeitsgruppe geistig und finanziell unterstützt und fördert und ohne dessen Hilfe dieses Werk demzufolge nicht entstanden wäre. Die nun vorliegende Strichanalyse der klassischen Graphologie bildet wiederum die Grundlage ohne welche keine spezifisch „schicksalspsychologische Strichanalyse“ von mir hätte entwickelt werden können.

Ich denke, dieser Text von Listenow, bei dem man sein „Brennen“ förmlich spürt, kann viele Graphologen, welche die Strichanalyse gar nicht oder zu wenig kennen, für diesen so zentralen Teil der Graphologie begeistern, kann aber auch für ehemalige Studierende von Listenow ein echtes erinnerungsträchtiges Liebhaberobjekt darstellen.

In dieser Hoffnung wünscht allen Lesern, dass der Funke springe!

Ines Grämiger

Rezension von Robert Bollschweiler

zu „Die Strich-Analyse. Wulf M. Listenow“

(Selbstverlag Ines Grämiger, Zürich, 2015)

Protokoll der graphologischen Vorlesungsreihe von Wulf M. Listenow am „Graphologischen Seminar Zürich“, 1964/65

Wulf Listenows Vorlesungen über die Strich-Analyse kommt das Verdienst zu, dass dieser bedeutsame, wenn auch schwierig zu erfassende Aspekt der Graphologie nicht in Vergessenheit geriet. Man wartete lange darauf, dass der Altmeister dieses angesammelte und ausgeweitete Wissen samt Bildmaterial in Form eines Lehrbuchs veröffentlichen würde. Da dies leider nie geschah, sind wir Marga Nüssli-Marolt, die ihre stenographischen Notizen und Tonbandaufzeichnungen dieser Vorlesungsreihe zu Papier brachte und Ines Grämiger, die dieses Protokoll jetzt in ihrem Selbstverlag herausgegeben hat, zu grossem Dank verpflichtet.

Die Herausgeberin schreibt in ihrem Vorwort: „Die vorliegende schriftliche Aufzeichnung gibt sprachlich im Originalton die mündliche Vorlesung Listenows wieder, ist in Wortlaut und Satzstellung nicht verändert und enthält somit den ganzen Charme eines von einem Schweizer gesprochenen Vortrags auf Deutsch. Man fühlt sich, als würde man live nochmals in der Vorlesung sitzen.“

Der Text ist, wie Ines Grämiger im Vorwort erwähnt, „… in alt-ehrwürdiger, noch nicht elektrischer Schreibmaschinen-Schrift“ geschrieben worden. Teilweise sind auch Lücken auszumachen, wenn der Wortlaut ab Tonband nicht verständlich war. Der Text ist mit Unterstreichungen versehen, grösstenteils von Marga Nüssli, teils von mir.“

Bedauerlich ist, dass die besprochenen Stricharten nicht mit den entsprechenden Abbildungen ergänzt werden konnten. Wulf Listenow hatte damals in seinen Vorlesungen Dias von vergrösserten Mikroaufnahmen des Striches gezeigt, die Studierenden erhielten aber keine Kopien derselben. Die Sache blieb in der Schublade des Meisters. Doch inzwischen sind die jahrelang verschollenen Dias bei der SGG aufgetaucht und es wäre schön, wenn dieses Bildmaterial, z. B als Anhang zu diesem Buch, in naher Zukunft veröffentlicht werden könnte.

Was den Inhalt anbetrifft, so erwähnt das Buch vorerst Maler, Physiognomen und Dichter, die sich im weitesten Sinn mit dem Wesen, der Struktur und der Bewegung von Strichen befasst haben (Okamura: „In jedem einzelnen Linienzug stellt sich ein ganzes Leben dar“). Der Hauptteil des Buches ist dann dem Kernthema „Strich-Analyse“ gewidmet. Besonders verdient gemacht haben sich hierbei Margarete Hartge, Broder Christiansen, Elisabeth Carnap, Max Pulver und Rudolf Pophal, auf die sich Wulf Listenow immer wieder bezieht.

Der 10-15fach vergrösserte Schreibstrich wird unter zahlreichen Aspekten studiert und analysiert. Man unterscheidet hierbei „Strichlebendigkeit“, „Strichbildung“, „horizontaler Umriss“, „Bewegungscharakter“, „Spannungsgrade“ und „Anmutungscharakter“

Es gibt nach Listenow zwei Vorgehensweisen: Man kann den Strich methodisch-analytisch erfassen und interpretieren, anderseits aber auch intuitiv-erlebnismässig (mit dem anspruchsvollen Ziel, dadurch quasi das innerste Wesen der Schrift zu erspüren). Man bewege sich aber bei dieser zweiten Methode, so mahnt Listenow, auf gefährlichem Boden und er mahnt vor ausschweifendem Spekulieren. Selbstverständlich spielen bei der Strich-Analyse auch Schreibunterlage, Papierbeschaffenheit und Art des Schreibgerätes eine wichtige Rolle.

Es ist von der Herausgeberin Ines Grämiger verdienstvoll, dass sie diese Vorlesungen publik macht und auch auf die beiden Arbeiten von Esther Dosch und Maria Gebhard (beide mit Bildmaterial) hinweist.

17.11.2015 / Robert Bollschweiler (Graphologe SGG)

Die Strich-Analyse, Wulf. M. Listenow, 1964/65, 162 Seiten, Fr. 70.00, ISBN: 978-3-906844-90-9
Selbstverlag Ines Grämiger, Rebbergstr. 53, 80949 Zürich ines.g@sebil.ch www.ines-graemiger.ch

russische_uebersetzungen.pdf