Einführende Worte zur russischen Herausgabe von
I. Grämiger "Psychopathologie und Neurosenlehre"
|
(Zusammenfassung der schicksalsanalytischen Neurosenlehre mit Mind-Mapping-System. Für Laien, Psychologen und Szondianer), ZH 2004 durch Andrej Tichomirov, Ekaterinburg, Russland Zürich, 29.02.2017
Ich bin äusserst dankbar, dass A. Tichomirov in so kurzer Zeit, von August 2016 bis Februar 2017 dieses wichtige Werke von Deutsch auf Russisch übersetzt hat. Wie wichtig es ist, haben wir beide erfahren anhand der Fragen, welche sich bei ihm bei der Uebersetzung meines "Manuals zur Auswertung des Szondi-Tests" ergaben. Es war oft nicht möglich, all seine Fragen per mail schriftlich zu beantworten - aber ich konnte ihn auf die psychologischen Erklärungen in diesem Grundlagenwerk hinweisen. Denn ohne dieses Wissen in Neurosenlehre und Psychopathologie, aus dem Bereich der allgemeinen Tiefenpsychologie (mit Ergänzungen von L. Szondi) stammend, kann allgemein keine höher qualifizierte Szondi-Test-Auswertung gemacht und das Manual kaum verstanden werden.
Dieses Werk ist eine wichtige Ergänzung, ja ein Folgewerk zum Standardwerk "Kompendium der Schicksalsanalyse III", wo die einzelnen Triebbedürfnisse oder Faktoren vertieft beschrieben werden. Denn in der Neurosenlehre werden die einzelnen Triebbedürfnisse bereits zu Syndromen von 2 und mehr Faktoren kombiniert und psychologisch ausführlich erklärt.
Hier erhält man z.B. eine verständliche Erklärung dafür, warum das klassisch-depressive Syndrom s-! k+ d + lautet und mithin Aggressionhemmung / Aggression gegen sich gerichtet (s-!), eine kaptativ-introjektive Tendenz (k +) und ein stimmungsmässig unglücklich-wehmütiges Suchen (d +) beinhaltet.
Wenn Sie also im Manual etwas nicht verstehen - lesen Sie zuerst die psychologischen Erkenntnisse in der Neurosenlehre nach (wo auch schon Hinweise auf den Szondi-Test vorkommen). Im Manual fehlen sämtliche Erklärungen, denn dieses ist nur als Checkliste für den bereits fortgeschrittenen Schicksalspsychologen konzipiert - damit nichts an Wichtigem übersehen wird bei der diagnostischen Auswertung und somit auch eine Differentialdiagnostik vorgenommen werden kann.
Ich bin allgemein sehr glücklich, dass durch den grossen Einsatz von A. Tichomirov die wichtigsten Grundlagen der Schicksalsanalyse und des Szondi-Tests nun auch den Russisch Sprechenden zugänglich sind.
Was ich noch bedaure ist, dass wir bisher kaum mündliche Treffen samt Supervisionen, Austausch, Fragen gemeinsam durchführen konnten (ausser mit Sergej Shustrov, der als Auslandstudent mein Institut ISCHAP besuchte, hier und am Szondi-Institut auch seinen Abschluss machte nach vielen Stunden Austausch, Präsenz und Prüfungen in Zürich).
Wäre ein Sponsor zu finden, der Supervisionen und Austausch ermöglichen würde hier in Zürich, wäre ich äusserst gerne bereit dazu. Denn Vieles ist mündlich so viel leichter und lebendiger zu erklären, auch mit Händen und Füssen, als auf dem schriftlichen Wege.
Viel Vergnügen mit dem vorliegenden Werk wünscht meinen russischen Interessenten und Studierenden der Schicksalsanalyse von Herzen
Ines Grämiger
|
|
|
|
|