Jahresbericht 2019

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Wiederum fanden durchs Jahr Treffen und Kommunikationen in verschiedensten Formationen statt: 5 abendliche Treffen und sogar ein ganzer Arbeitstag bei einer Teilnehmerin der Kerngruppe, 3 Treffen in einer supervisorischen Klein-gruppe sowie bilaterale Einzelkontakte.

Eines der Themen der Kerngruppe war:

"Karl der Grosse" mit der Legende seines Besuches in Zürich sowie mit seinem grossen Beitrag für die heutige Handschrift in Europa und der Schweiz - hat er doch als ursprünglicher Analphabet in autodidaktischem Ringen um Leserlichkeit der damaligen Schrift die "karolingische Minuskelschrift" erfunden, welche neu aus Gross- und Kleinbuchstaben, aus getrennten Wörtern mit Wortabständen, aus Ober- und Unterlängen bestand und einen bedeutenden Einfluss auf die heutige Handschrift hatte, indem diese Parameter bis heute beibehalten wurden. Auch ein Besuch der einmaligen, sehenswerten Statue Karls des Grossen in der Krypta des Grossmünsters samt Erstellung einer Foto-Dokumentation und ein Austausch mit dem Pfarrer des Grossmünsters fanden statt.

Schicksalspsychologisch gesehen hat sich die damalige Handschrift nun in Europa um die wichtigen Komponenten der rationalen und intellektuellen Unterscheidbarkeit aber auch durch eine Hemmung und Kontrolle des Triebhaften (durch die Wortabstände und bessere Gliederung mithilfe von Abständen und Lücken in der Schrift) und die Erstreckung des geistigen Horizontes in Höhen und Tiefen, in Metaphysisches und Unbewusstes, Körpernahes (durch die Unter- und Oberlängen) erweitert und spricht somit auch von einem grossen Sprung des europäischen Menschen.

Ausserdem widmete sich die Gruppe der kinästhetischen, schicksalspsychologischen Analyse von Körperbewegungen life und anhand vielfältiger Körperdarstellungen in der Kunst (anhand von Fotographien, Skulpturen, auch anhand überlebensgrosser Holzskulpturen einer Teilnehmerin der Arbeitsgruppe bei einem Tagesbesuch in deren Atelier).

Inhalt waren vor allem auch die auffälligen, nie ganz stimmigen, teils verstörenden Körperdarstellungen des Malers Balthus, insbesondere des lasziven Bildnis der "Therese".

Ausserdem wurden die Figuren von Giacometti und Rodin mit den in ihnen ersichtlichen Triebbedürfnisse miteinander verglichen (Askese, Verzicht, fehlende Oralität versus Sinnlichkeit, Oralität) und in Bezug gesetzt zu deren Biographien und teils auch Stammbäumen.

Erschütternd war vor allem auch zu sehen, wie Giacomettis Figuren vor allem den Konflikt mit seiner Mutter spiegeln, die mehr Kontrolle, Kritik bis Entwertung ausübte als orale Wärme oder selbstgefühlstiftende Anerkennung zu geben. Die ganze Bedürfnisverleugnung der Sehnsucht nach oraler Wärme ist in den asketischen, unterernährten Gestalten zu erkennen.

Darüber hinaus wurden die Kontakte zum Ausland weiterhin auf schriftlichem Wege gepflegt. Vor allem die Beziehung zu den russischen Schicksalspsychologen erhielt eine neue Dimension: ein Vorwort zur neuen russischen Edition des Ausbildungsganges "Der Szondi-Test" wurde erstellt zwecks gestaffelter Herausgabe der vier Bände und ein sechstägiger Besuch von I. Grämiger in Moskau mit Podiums- und Vernetzungsgesprächen sowie Interviews bildeten den Höhepunkt dieses sich intensivierenden Austausches.





Jahresbericht 2018

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Wieder haben sich die einzelnen Mitglieder der Arbeitsgruppe in unterschiedlichen Formationen getroffen oder sich auch per mail ausgetauscht bei den Auslandkontakten.

5 kontinuierliche Treffen einer grösseren Gruppe fanden statt, welche sich mit Altersschriften, einer Längsschnittanalyse und dem Mörder von Rupperswil auseinandersetzte:

Bei den Altersschriften standen das Thema Vitalität, letzte Aufgaben, Vorbereitung auf das Loslassen im Sterbeprozess im Vordergrund.

Bei der Längsschnittanalyse einer Frau (von 38 - 60 Jahren) erstaunte das fast vollständige Fehlen einer Persönlichkeitsentwicklung, ein Stehenbleiben bei einer fassadären Anpassung, ein mächtiges Ueberich, welches Triebbedürfnisse unterdrückte und Ängste und Depressionen erzeugte.

Beim Vierfachmörder konnte in Übereinstimmung mit den Gerichtsfakten und psychiatrischen Gutachten auch anhand der Handschriftanalyse die Diskrepanz seiner Alltagspersönlichkeit zur Gewalttat festgestellt werden. Auch hier handelte es sich um einen "Schatten-Täter", bei dem nach übergrosser Anpassung und Abspaltung das jahrelang Abgewehrte in einem grossen, epileptiformen Tötungsanfall explodierte.

Des weiteren fanden 3 Treffen einer supervisorischen Kleingruppe statt, welche sich mit den verschiedensten theoretischen Fragen und Einzelfällen beschäftigte.

Der schriftliche Mail-Austausch mit Beantwortung von Fragen mit den russischen Übersetzern und Szondianern wurde fortgeführt.

Neu entstand ein intensiver Kontakt zu einer 5köpfigen Gruppe von klinischen Psychologinnen (weitgehend aus Moskau), welche in einem 5 tägigen Workshop in Zürich eine Weiterbildung in spezifisch schicksalspsychologische Neurosenlehre und Psychopathologie absolvierten (mit Akzent auf Borderline, Depression, Manie). Eine Führung am Szondi-Institut wurde durchgeführt mit Besichtigung des Szondi-Museums und seines persönlichen Nachlasszimmers. In letzterem wurden vor allem das Prinzip der schicksalspsychologischen Graphologie theoretisch erklärt und anhand der Schriften von Leopold Szondi demonstriert. Besonders beeindruckte die Vielfalt von Szondi's Persönlichkeitswechsel im Laufe seines Lebens, welche sich in Form von 4 sehr verschiedenen Handschriften zeigt und mit seinen biographischen Stationen verglichen und korreliert wurde.





Jahresbericht 2017

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Der Austausch der Gruppenmitglieder fand, wie bereits 2016 beschrieben, wiederum in verschiedenen Formationen statt: als bilaterale Treffen Einzelner, als schriftliche Mail-Kontakte ins Ausland, aber auch in Form zweier Abende in einer neu gebildeten Kleingruppe von 5 Personen.

In Letzterer wurde auch das 20-jährige Bestehen der Arbeitsgruppe mit Kuchen und Wein gebührend gefeiert, v. a. da zwei Mitglieder fast von Beginn der Gruppe an (im 1997) dabei sind. Inhaltlich beschäftigte sich die Gruppe mit der ausführlichen Handschriftenanalyse einer 73 jährigen Lehrerin sowie ihrer Berufs- und Partnerwahl (Animus-Wahl):
Ihren stark kämpferischen, vital-erdigen und epileptiformen Charaker (s + e - k + in der Schrift) konnte sie operotrop als Sonderbegabung im Umgang mit autistischen und schwererziehbaren Jugendlichen in einem Heim ausleben. Als Partner wählte sie sich einen 25 Jahre älteren Heimleiter, der mehr feminine, geistige und feinsinnige Züge trägt. Graphologisch handelt es sich um eine Animus-Anima-Wahl im Sinne extremster Gegensätzlichkeit und Ergänzung. Lebensgeschichtlich war nun aber erstaunlicherweise festzustellen, dass das Paar die Weisheit besessen hatte, sich nicht zu polarisieren und zu bekämpfen, wie dies häufig der Fall ist, sondern sich gegenseitig als Ergänzung in Liebe und gemeinsamer Arbeit im Heim wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Bei den bilateralen Einzelkontakten der Arbeitsgruppe kam neben allgemeiner Supervision vor allem das Thema von Geschwisterrivalitäten, vom Aufbrechen uralter kainitischer Konflikte beim Tod der eigenen Eltern und der Erbteilung auf, wo oft eine Agravierung des Kains-Komplexes bei jetzt über 60-Jährigen festzustellen war!
Ein weiterer Inhalt war das Einzeltraining eines neuen Mitgliedes nach dessen autodidaktischem Vorstudium der spezifisch schicksalsanalytischen Graphologie - zwecks Anschluss an die neue Kleingruppe.

Intensiviert haben sich auch die schriftlichen Mail-Kontakte nach Russland, v. a. zu Andrej Tichomirow, einem Szondianer, Berufsberater (und Spezialist für den Achtnich/BBT-Test), welcher mittlerweile fast sämtliche Standardwerke von I. Grämiger (in Schicksalsanalyse und in Graphologie) ins Russisch übersetzt hat. Viele Fragen waren zu beantworten und Korrekturen standen an, ein Vorwort für die russischen Studenten musste erarbeitet werden und vor allem die Mindmaps für das aktuellste Uebersetzungs-Werk "Psychopathologie und Neurosenlehre der Schicksalsanalyse" mussten gescannt und aufbereitet werden.

Bibliothekarisch gesehen wurde der Kurzartikel "Geschlechtsnamen und Berufe - Ein humorvoller Beitrag zum Operotropismus der Schicksalsanalyse" (I. Grämiger 2009), neu versehen mit ISBN-Nummer, an die 3 üblichen Bibliotheken (Zentralbibliothek Zürich, Nationalbibliothek in Bern, deutsche Nationalbibliothek) übergeben. Der Anhang des Artikels, ein spielerisches "heiteres Berufe-Raten" anhand von auffälligen Geschlechtsnamen wurde in einer Dreiergruppe mit viel Staunen und Gelächter (vor allem über die unglaublichen deutschen Geschlechtsnamen) mit Erfolg und Vergnügen erprobt.





Jahresbericht 2016

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Die Arbeitsgruppe hat die Struktur ihrer Treffen in diesem Jahr geändert, traf sich nicht mehr an verschiedenen Abenden übers Jahr verteilt, sondern ganztägig zu 6 Lektionen Studium und Austausch - gekrönt von einem feinen Mittagessen im Restaurant "Waid" mit phantastischem Blick über ganz Zürich.

Im April konnten dabei zwei neue Mitglieder begrüsst werden - ein emeritierter Professor ETH der Chemie, ein graphologischer und schicksalspsychologischer Autodidakt sowie eine Graphologin und gleichzeitige Absolventin des Szondi-Institutes.

Es wurden an diesem Arbeits-Tag Originalhandschriften von zwei ca. 50 jährigen Chemie-Professoren gemäss der Didaktik der "Schicksalspsychologischen Graphologie" ausführlich und systematisch hinsichtlich der 16 Bedürfnisstrebungen analysiert und sogar Vektoren und Syndrome der in den Schriften manifestierten Bedürfnisse gebildet. Daraus entstanden sehr dynamisch-lebendige Persönlichkeitsprofile mit Vergleichsmöglichkeit der Charaktere und mit besonderer Darstellung der Schatten-Persönlichkeit (der in der Schrift fast fehlenden Triebbedürfnisse).

Spannend war dann auch die Korrelation der Auswertungen mit den vielseitigen, lebensgeschichtlichen und persönlichkeitsspezifischen Angaben zu den beiden Schriftautoren.

Neben dem Arbeitstag, welcher sich in Struktur und Atmosphäre sehr bewährt hat, trafen sich die Mitglieder neu ausserdem auch in Zweier- und Dreier-Untergruppen spontan, je nach Bedarf und Anliegen, zu graphologisch-schicksalspsychologischem Austausch in Theorie und Fall-Supervisionen.

Dies hatte den Vorteil, dass die schwerfälligere Organisation und Terminplanung der Gesamtgruppe bei diesen zusätzlichen Meetings wegfiel und die Kontakte flexibler und in höherer Frequenz gehandhabt werden konnten.

Der im 2015 begonnene Vertrieb und die Bewerbung von Listenows klassischer Strichanalyse - als grundlegende Lektüre vor der spezifisch schicksalspsychologischen Strichanalyse - wurde zusätzlich zu den Treffen fortgesetzt und die Belieferung deutschsprachiger Bibliotheken erweitert.





Jahresbericht 2015

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Die Arbeitsgruppe hat sich verschiedene Male getroffen zu fachlichem, graphologisch-schicksalspsychologischem Austausch, aber auch zu zwei Arbeitsessen zwecks Entwicklung eines Neukonzepts der Treffen.

Die Gruppe wird neu ihr graphologisches Wissen vermehrt auch in die "Fortbildungsgruppe in Schicksalsanalyse" des Instituts ISCHAP (Institut für interdisziplinäre Schicksalspsychologie) einbringen in einer auch für Nicht-Graphologen verständlichen Form. Die Gruppe wird sich in Zukunft nicht mehr verteilt über das Jahr hinweg zu Kurz-Meatings treffen, sondern nur noch zu intensiven Tages-Workshops. Diese Neustruktur, ökonomischer bezüglich Anreisen und Terminkoordinationen, ermöglicht auch den Wieder-Eintritt eines ehemaligen Gruppenmitgliedes, das aus zeitlichen und räumlichen Gründen vor einigen Jahren ausgetreten war.

Eine klassisch ausgebildete Graphologin, welche auch die Szondi-Test-Ausbildung absolviert, wird neu in die Gruppe eintreten und erhält zur Zeit ein Intensiv-Training in spezifisch schicksalspsychologischer Graphologie um den Anschluss an die Gruppe zu schaffen.

Inhaltlich befasste man sich weiterhin mit dem Thema Gruppendynamik in Theorie und Praxis, auch in Anwendung auf die eigene Gruppe, ebenso wie mit Falldarstellungen.

International leistete man Mithilfe bei der Ausstellung von Enikö Kiss im ungarischen Pécs, indem Material zusammengestellt und geliefert wurde (einige von L. Szondis Handschriften und Zeichnungen verschiedene Broschüren sowie "L. Szondi, die Persönlichkeit in Bild und Schrift"). "The exhibition was succesfull, the visitors liked the exhibited material" beschreibt Frau Kiss den Erfolg.

Die grösste Arbeit zwischen den Gruppentreffen umfasste die Schluss-Phase der Herausgabe von Wulf M. Listenow Strich-Analyse, der Vorlesung dieses Schweizer Altmeisters der Graphologie im Jahre 1964 / 65 im Wortlaut (Faksimile-Herausgabe einer Transkribierung ab Tonband). Im Vorwort des im Selbstverlag Ines Grämiger erschienenen Werkes wird auch die Unterstützung der Arbeitsgruppe durch das Szondi-Institut dankend erwähnt, ohne welches dieses Werk wohl nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden wäre. Es bildet die Grundlage und Voraussetzung für die darauf aufbauende spezifisch "schicksalspsychologische Strich-Analyse", welche von der Arbeitsgruppe als eines der wichtigsten Deutungsprinzipien der Handschriftenanalyse erachtet wird.





Jahresbericht 2014

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Die Arbeitsgruppe hat sich viermal für spezifische Handschriftenanalysen getroffen, wo Handschriften von Dozenten der Graphologie analysiert wurden im Vergleich zu deren beruflicher Spezialisierung und deren spezifischem Tätigkeitsfeld, sei dies in selbständiger psychologischer Praxis oder für die Industrie oder die Pilotenselektion.

Ebenso wurde die Schrift einer Psychologiestudentin mit akzeptationsneurotischen Symptomen bis hin zu paranoid-schizophrenen Schüben mit Irrealität und Verfolgungswahn analysiert.

Darüber hinaus aber hat sich die Arbeitsgruppe in 3 weiteren Sitzungen mit einem völlig neuen Feld befasst: mit der Theorie und Praxis der Gruppendynamik (mit live-Uebungen).

Der Einstieg in die Gruppendynamik unter spezieller Beachtung der schicksalspsychologischen Aspekte diente zur Vorbereitung auf die Auswertung von Handschriften einer Gruppe im Hinblick auf die Prognose möglicher entstehender Gruppendynamiken.

Das besonderes Hauptgewicht wurde auf die Polarisierung von Kain und Abel und deren Spielformen in einem Gruppenprozess gelegt (wie z. B. Delegation des Kains an andere, "allergische Reaktionen" gegenüber dem Abel in der Gruppe usw.) Folgende Fragen wurden behandelt: Welche Persönlichkeit befähigt mit grosser Wahrscheinlichkeit zur Uebernahme der Kains-Rolle, welche zur Abel-Rolle und wie läuft darauf die Dynamik in der Gruppe ab.

Zwecks Bekanntmachung der Schicksalspsychologie konnte ein Bücheraustausch mit dem IAP Basel / Institut für Angewandte Psychologie Basel, wo aktuell die Graphologieausbildung der SGG / der schweizerischen graphologischen Gesellschaft stattfindet, begonnen werden. Deren Bibliothek konnte neben den klassischen Graphologiekompendien auch der Band "L. Szondi, die Persönlichkeit in Bild und Schrift" sowie die spezifischen "Lehrbücher der schicksalspsychologischen Graphologie" (I. Grämiger) als Weiterbildungsstufe für klassische Graphologen zugeführt werden - auf dass die Schicksalspsychologie auch weiterhin bei den zukünftigen Schweizer Graphologen nicht vergessen gehen möge.

Ein kleinerer Arbeitsaufwand ging weiterhin in die Vorbereitung der Herausgabe der "Strichanalyse", welche im Vorjahr begonnen worden war. Diese wird im 2015 fortgesetzt werden.





Jahresbericht 2013

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Die Arbeitsgruppe traf sich mit den diesjährigen 6 Treffen intensiver als in den Jahren davor und bearbeitete dabei folgende Themen:

1. "Politisch" aktiv wurde sie aufgrund der Nachricht, dass die HAP (Hochschule für Angewandte Psychologie) in Zürich beabsichtige, die Graphologie aus dem Grundstudium der Psychologieausbildung zu entfernen. Sie wandte sich mit einem eigenen Protest-Schreiben an die HAP und schloss sich damit dem Aufruf vieler bekannter Graphologen und Vertreter der Wirtschaft an. Leider fruchtete alle Intervention nichts und die Graphologie (und andere projektive Teste) ereilte dasselbe Schicksal wie die Schicksalsanalyse einige Jahre zuvor. Der Zeitgeist wendet sich von der Tiefenpsychologie und projektiven Verfahren ab und stützt sich vorwiegend nur noch auf Fragebogen und kognitive, statistische Verfahren.

2. Wir führten verschiedene schriftpsychologisch und schicksalsanalytisch orientierte Fallanalysen von nicht bekannten, aber auch von bekannten Personen durch (wie General Guisan, Adolf Eichmann, Leopold Szondi).

An die Persönlichkeit von General Guisan konnten wir uns anhand einer Original-Unterschrift herantasten, über welche ein Teil-Gutachten erstellt und veröffentlich werden wird.

Adolf Eichmanns Handschrift konnten wir leider nur anhand von Kopien erarbeiten, dafür aber ergänzen durch die Auswertung verschiedener Zeichnungstests, welche mit ihm aufgenommen worden sind. Die ausgiebige Recherche in Museen und Bibliotheken nach Originalhandschriften führte leider nicht zum Ziel.

Hingegen konnte eine Analyse der Original-Handschrift von Leopold Szondi anlässlich seiner Auswertung von Eichmanns Szondi-Test in einem Brief an den untersuchenden Psychiater Kulçsar in Jerusalem gemacht werden, in der eine auffallende Zunahme der aggressiv-ausfahrenden Züge als Gegenübertragungseffekt sichtbar wurde. Dies im Unterschied zu anderen Schriftstücken von L. Szondi aus dieser Zeit!


3. So konnte der Wert der Handschrift zwecks Analyse von Gegenübertragungsgefühlen während des Schreibaktes erneut belegt werden: das heisst, die Handschrift kann genauestens aufzeigen, in welchem Gefühlszustand sich der Schreibende befindet, welche Gefühle reaktiviert werden - vor allem, wenn man diese Momentaufnahme mit andern Schriftproben aus derselben Zeit vergleicht.

4. Ein neues Feld der graphologischen Forschung konnte eröffnet werden: die Mithilfe der Graphologie in der parapsychologischen Forschung.

In parapsychologischen Zeitschriften wird immer mehr von sogenannten "Apporten" von handschriftlichen Texten bei spiritistischen Sitzungen berichtet, die meist in einer Wachskugel, zum Schutz eingepackt, erscheinen. Diese Schriftstücke von Verstorbenen mit neuen aktuellen Meldungen an die Sitzungsteilnehmer werden dann mit Original-Handschriften aus deren Lebzeiten verglichen und graphologisch auf ihre Echtheit hin überprüft.

Dies konnten wir anhand eines "Apports" der Handschrift des bekannten, verstorbenen Zürcher Parapsychologen und Mediziners Dr. Hans Nägeli-Osjord im Jahre 2011 in Basel tun. Die Meldung von Dr. Nägeli an die Sitzungsteilnehmer war einerseits auf seinem originären, geprägten Praxis-Block geschrieben und wies andererseits bis in kleinste Details, einer Lupenanalyse standhaltend, die Schriftzüge von ihm bei Lebzeiten auf. Der "Apport" musste aus graphologischer Sicht als "echt" erachtet werden!

5. Die Hauptaufgabe der Gruppe aber waren die Vorbereitungsarbeiten zur Herausgabe der wörtlich durch ein vormaliges Mitglied der Arbeitsgruppe mit stenographierten Vorlesung des grossen Zürcher Graphologen Wulf M. Listenow "Die Strichanalyse". Diese Methodik der klassischen Strichanalyse (in 8 facher Lupenvergrösserung) ergänzt die Formanalyse der klassischen Graphologie und bildet dann auch die Grundlage für die weiterführende spezifisch "schicksalsanalytische Strichanalyse", bei der die 8 resp. 16 Faktoren der Schicksalsanalyse in ihren Manifestationen im Strich untersucht werden.





Jahresbericht 2012

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Die Arbeitsgruppe befasste sich bei ihren vier jährlichen Treffen mit folgenden Themen in Theorie, Literatur und Praxis der konkreten Handschriftenanalyse:

1. mit der Höhenspannung in der Handschrift - welche die Bewegung des Schreibinstrumentes vom Papier zum "Himmel", also in die dritte Dimension beinhaltet (vor allem in Endzügen und bei Absetzungen sichtbar) und welche für die Beziehung zum Geist, zum Höheren, Immateriellen und Transzendenten (p +) steht.

Wir stellten in einem Literaturvergleich fest, dass die Definitionen verschiedener Graphologie-Autoren oft stark von einander abweichen. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Schluss, dass die mündlich tradierte Definition von Wulf M. Listenow, weiterentwickelt durch die Arbeitsgruppe im Lehrbuch "Schicksalspsychologische Graphologie" Band I B, doch die klarste und logischste zu sein scheint.

Anhand von Handschriften zur Höhenspannung versuchten wir, noch einen Schritt weiterzugehen und die cx unterschiedlichen Qualitäten derselben noch differenzierter zu bestimmen und von einander abzugrenzen. Wir möchten auch in Zukunft weiter zu diesem Thema forschen und eine Sammlung von Handschriften dazu anlegen.

2. führten wir ausserdem folgende schriftpsychologisch und schicksalsanalytisch orientierten Fallanalysen durch:

a) Fall eines hystero-epileptiformen Mannes, von Beruf Drucker, mit seltsamen Lähmungserscheinungen - auf dem Hintergrund einer vordergründig übertrieben zwangshaft- abelischen Familie, wo aber latente epileptiforme Geschwisterrivalität lauern und sich auch in plötzlichen kainitisch-gewalttätigen verbalen Auesserungen des Schriftautors zeigen.

b) Fall eines Informatikstudenten an der ETH mit der ärztlich-psychiatrischen Diagnose von Autismus, welche aber von uns aus graphologischer Sicht bezweifelt wird, da wir kaum typisch autistische Merkmale (k- Betonung) in der Schrift feststellen konnten sondern vielmehr einen Persönlichkeitszerfall in Richtung paranoid-schizoider Entwicklung mit Ichverlusten (p- mit Kontrollverlusten / Verlust von k). Es zeigte sich mithin wiederum der Wert der Graphologie, welche in diesem Falle einen Impuls geben kann, die ärztliche Diagnose ev. nochmals neu zu überdenken und zu überprüfen und ev. auch noch anders zu medikamentieren.

c) Analyse der Formungen in der Handschrift von Tim Parks, dem Autor des Buches "Die Kunst stillzusitzen", der darin eine für Schicksalspsychologen so wertvolle dynamische Schilderung seines Leidens an chronistischer Prostatitis gibt und zum Schluss kommt, dass es sich vorwiegend um Muskelverkrampfungen im Becken handle(e-). (Siehe auch den entsprechenden, ausführlichen Artikel auf website www.ines-graemiger.ch/texte.html). Da wir aufgrund der Kopie keine Strichanalyse machen konnten, konnten wir das Epileptiforme, die Verkrampfungsbereitschaft und Stauung in seiner Handschrift nicht analysieren, hingegen wohl aber seine zwangshafte Kontroll- und Hemmungsbereitschaft (k-), mit welchen er Affekte kontrolliert und welche sehr gut mit seinen Selbstschilderungen übereinstimmt.

d) Weiter machten wir einen Handschriftenvergleich eines Paares und analysierten den Libidotropismus/die Partnerwahl. Wir stellten eine extreme Animus/Anima- oder ergänzende, komplementäre Schattenwahl fest. D.h. Frau und Mann unterschieden sich in fast allen Faktoren polar, hatten nur die epileptiforme Verkrampfungsbereitschaft gemeinsam (und waren auch beide Linkshänder). Ausserdem handelte es sich um eine ausgesprochene inverse Paarbeziehung, bei der die Frau den aktiven, männlichen Part übernahm. (Die Faktoren h+ s- hy- k- p- m- manifestierten sich in der Schrift des Mannes; s+ hy+ p+ m+ in der Schrift der Frau). Gleichzeitig erwies es sich, dass die Frau diesen Partner nach dem Abbild des eigenen Vaters gewählt hatte.





Jahresbericht 2011

Arbeitsgruppe „Schicksalsanalyse und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Durch unseren kritischen Artikel zur neuen Schulnormschrift, der sogenannten "Basisschrift" von E. Meier und nach einem kurzen, schriftlichen Kontakt mit demselben, wurde u.a. auch eine Tagung der SGG (Schweizerischen Graphologischen Gesellschaft) im November "angestossen". Etwa 20 Graphologen und Interessierte, darunter natürlich auch Mitglieder der Arbeitsgruppe wurden zur Teilnahme motoviert wie auch Frau Dr. Hurschler von der Pädagogischen Fachhochschule Luzern zu einem Referat über ihre Forschungen zum Thema.

Die Arbeitsgruppe kam vorgängig in einen ausführlichen persönlichen, interdisziplinären Austausch mit einer Psychomotoriklehrerin und Lehrer-Ausbildnerin. Diese wies uns auf eine zweite Basisschrift, die sogenannte Luzerner Basisschrift hin, bei welcher schon einige unserer Kritiken entschärft wurden, hatten die Luzerner doch dieselben oder ähnliche Bedenken wie wir gegenüber einzelnen Schriftelementen und haben die Normvorlagen von E. Meier bereits abgeändert. Unter anderem fanden sie von E.Meiers Schönheitsideal des goldenen Schnitts (entsprechend seinem Beruf als Typograph) wieder zurück zu den alten Grössenverhältnissen von Unter- und Oberlängen. Unser geäussertes Bedauern über den Verlust von Höhen und Tiefen, von Ehrgeizmotivation und Ich- und Ueberichidealen fällt erfreulicherweise bei dieser Luzerner Schul-Vorlage bereits dahin.

Die Arbeitsgruppe war sehr entlastet, zu sehen, dass viele Beteiligte bei der Findung einer neuen Schulschrift sehr grossen Wert auf die Schreibfreude der Schüler, aber auch auf einen frühen Individualisierungsprozess der Handschrift legen und Raum lassen für eigenkreative Schöpfungen von zusätzlichen Formungen, Verbindungen, Verknüpfungen, Schlaufenbildung etc.

Die Arbeitsgruppe hat nun aus schicksalsanalytischer Sicht den Individualisierungsprozess bei der Schnürlischrift mit dem bei der Basisschrift verglichen und kommt zum folgenden Ergebnis:

Der Individualisierungsprozess zu einer ureigenen Schrift nimmt bei der neuen Basisschrift den Weg von einer sehr vereinfachten, nüchternen Formvorgabe zu einer mehr gestalteten Schrift mithilfe der Ichfunktion der Inflation p +. Das Hinzuerfinden von neuen, eigenkreativen Verbindungen von Buchstaben, Formungen und Verknüpfungen wird nötig. Diese Freiheit wird dem Schüler in den meisten Fällen gewährt und er wird zum Experimentieren angeregt.

Dem gegenüber benötigte der Individualisierungsprozess bei der früheren, überverbundenen Schnürlischrift die Funktion der Negation (k-) in Form des Weglassens von Verbundenheit, Schlaufen und Schnörkeln.

Die Schicksalsanalyse kann somit darauf hinweisen, dass der Weg zur Erreichung einer eigenen individuellen Schrift mithin völlig anders verläuft und dabei auch eine andere Hirnhälfte sowie andere, gegensätzliche Ichfunktionen verlangt.

Es wird spannend sein, zu sehen, welchen Kindern welcher Weg leichter fällt: der frühere Weg der Reduktion oder der neue des schöpferischen Dazuerfindens.

Die Arbeitsgruppe wird sich weiterhin als Ansprechpartnerin der Haupakteure bei der Einführung der neuen Schulschrift zur Verfügung stellen und dabei graphologische wie auch schicksalsanalytische Deutungen und Kommentare abgeben können.

Bei den sonstigen Treffen der Gruppe befassten wir uns weiterhin mit kasuistischen Fällen, vor allem mit der Kombination von Handschriften mit andern Tests, wie Wartegg (ebenfalls analysierbar nach dem schicksalsanalytischen Bedürfnissystem), Baumzeichnung, Sternenwellentest u.a.










Jahresbericht 2010

Arbeitsgruppe „Schicksalspsychologie und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Die Arbeitsgruppe hat sich in ihren regelmässigen Treffen dieses Jahr v.a. mit der Schul-Normschrift auseinandergesetzt, zuerst mit der früheren Schulvorlage von Paul Hulliger und der Geschichte seiner schwierigen Diskussionen mit Lehrern, Graphikern und Psychologen bei der Einführung der Schulschrift. Er beklagte sich dabei bitter, dass sich die Graphologen erst nach Jahren an der Diskussion beteiligt hätten und den Beginn der Diskussion "verschlafen" hätten.

Dieses Schicksal der damaligen Graphologen wollte unsere Arbeitsgruppe nicht wiederholen, weshalb sie sich mit fachlichen Texten in die heutige Diskussion über die Einführung der neuen Schulschrift, der sogenannten Basisschrift, vorgeschlagen von einem Graphiker, einmischte. Alarmiert wurde die Gruppe v.a. durch den Tatbestand, dass gemäss schicksalspsychologischer Analyse der neuen Normschrift, sämtliche Merkmale der rechten Hirnhälfte/der phil. I-Begabungen und des Weiblichen (d.h. die gesamten Manifestationen des Faktors p) zugunsten eines einseitigen Vorherrschens von Faktor k, eliminert werden soll. Dank dem schicksalsanalytischen Ansatz konnten nicht nur Argumente bezüglich unschönen Formungen etc. angeführt werden, sondern viel weitgehendere, komplexere Dynamiken und Auswirkungen der neurologischen Hirnbefehle an die Seele als Argumente eingebracht werden. Es ist beängstigend, dass die Erfinder von Schulschriften meist keine Graphologen oder gar Tiefenpsychologen sind, sodass die Gefahr des nicht reflektierten "Denn sie wissen nicht, was sie tun" besteht. V.a. aus dem Blickwinkel der Tiefenpsychologie können wir argumentieren, dass es sich bei Schul-Normschriften nicht einfach nur um bedeutungslose, nur aesthetisch geschriebene Formungen handelt, sondern dass via diese vorgegebene Norm ein unbewusster Befehl über die erwünschte, auszubildende Persönlichkeit an unsere Kinder erteilt wird. Wie bedauerlich wäre nun ein "Befehl" an unsere Kinder, in Zukunft nur noch die k betonten Wesens-Seiten auszubilden und alles Geistige, alles Weibliche und Gefühlsbetonte abzuspalten!
(Noch ausführlicheres Material (Reaktionen, Interaktionen etc.) ist einzusehen in der Bibliothek des Szondi-Institutes im Abteil der Arbeitsgruppe)

Als Produkt aus dem jährlichen 3 tägigen Lötschentaler Workshop entstand eine hochkomplexe Zusammenfassung zum Thema Abwehrlehre der Schicksalspsychologie, eine Checkliste für Szondianer, Psychologen und psychologische geschulte Graphologen (erhältlich im Selbstverlag I. Grämiger). Grosser Dank für Textabfassung und schwieriges tabellarisches Layout geht dabei an Susann Küng.

Im kasuistischen Bereich wurde die Handschrift eines pensionierten Mannes im Vergleich mit dem Szonditest ausgewertet, verbunden mit intensiver familiärer Erforschung. Ausserdem wurde die kreative und vielschichtige Handschrift von Präsident Obama analysiert und die Bitte um eine Originalhandschrift an ihn gerichtet.

Des weitern brachte Esther Dürr einen sehr spannenden Auftrag, den sie bearbeitet hat, in die Arbeitsgruppe ein. Es handelte sich dabei um einen jungen Künstler und Maler, der zur Auswertung seiner Bildwerke, bei welchen er Handschriftenelemente verwendete, die Ansicht von Graphologen wünschte. Der Vergleich der Schriftzüge in seiner Malerei mit seiner effektiven, normalen Handschrift brachte Erstaunliches zutage über seine unbewusste Motivation zur Verwendung bestimmter Schriftzüge in seinen Bildern, welche nicht aus seiner eigenen Handschrift stammten, sondern völlig neue Elemente aufwiesen. In seinem Werk wurde ein noch nicht gelebtes Potential sichtbar, indem er dort versuchte, sich von seiner in der Handschrift einseitig k betonten Wesensseite hin zu einer mehr p betonten Persönlichkeit zu entwickeln. Das Kunstwerk scheint ein Befreiungsschlag und eine intuitive Ergänzung, eine eindrückliche Bemühung zur Integration beider Hirnhemisphären zu sein. Ein Gruppenmitglied sandte dem Künstler einen schriftlichen Kommentar zu seinem Werk aus graphologischer Sicht, welcher auch öffentlich bei Ausstellung seiner Werke aufgelegt wird.

Ausserdem wurde bei der Schrift einer jungen Frau die Technik der Gegenübertragungsanalyse gegenüber einer Schrift angewandt, da sich bei der Graphologin eine unerklärliche Abwehr gegen ein schriftliches Gutachten einstellte.
Dabei wurden die Vorteile von mündlichen Auswertungsbesprechungen bei Schriften von Privatpersonen erörtert, die es erlauben, vermehrt tiefenpsychologische Aspekte einzubringen und auch eine mehr schicksalspsychologische Beratung zu führen - mehr als es dies schriftliche Gutachten ermöglichen.

Es ergab sich in diesem Jahr, dass der neurowissenschaftliche Aspekt der Graphologie und die Möglichkeit, Merkmale der linken und rechten Hirnhälfte aufgrund des schicksalspsychologischen Wissens, zu eruieren, einen Hauptakzent bildete.










Jahresbericht 2009

Arbeitsgruppe „Schicksalspsychologie und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Die Arbeitsgruppe hat sich wiederum regelmässig abends, sowie für den jährlichen, dreitägigen Workshop im Lötschental getroffen.

Inhaltlich befasste sie sich mit der kasuistischen Fallstudie eines neu in die Gruppe eingetretenen Mitglieds: mit Szondi-Test, Handschrift, ausführlichem Stammbaum, Lebenslauf. Die interdisziplinäre Forschung zwischen Schicksalsanalyse, Szondi-Test und Graphologie wurde dadurch wieder erweitert.

Eine kasuistische Fallstudie zu Operotropismus, Handschrift und Persönlichkeit wurde anhand der Handschrift und der Daten von Papst Benedikt (Ratzinger) getätigt, wobei sich eine sehr unglückliche operotrope "Berufswahl" anhand der Schrift für die Papst-Funktion ergab. Abwehrdynamiken zwischen Triebbedürfnissen und Zensuren, Syndrome sowie der Schatten wurden erstellt und eine Gegenübertragungsanalyse gemacht.

Die Ventil- und Therapiemöglichkeiten des kainitischen Affekt-Bedürfnisses e- im Alltag, in Beruf und in Körpertherapie wurden dieses Jahr besonders ausführlich diskutiert.

Literatur- und Schriftanalysen anderer Graphologen, welche das schicksalspsychologische Denken in der Schrift anwenden (Ploog, Naftali), wurden verglichen mit der Arbeitsmethode und dem Lehrbuch der schicksalspsychologischen Graphologie der Arbeitsgruppe.

Fazit: Bei Graphologen, welche keine explizite Ausbildung in Schicksalsanalyse haben, sich das Wissen eher autodidaktisch angeeignet haben, vermisst man meist eine genügende Trennschärfe zwischen den Faktoren! So wird z.B. die Qualität des Affekts e- nicht genügend von der Qualität der Aggression s+ abgegrenzt und auch graphologisch nicht genügend differenziert beschrieben. Dadurch gelingt leider meist die klare Zuordnung von graphologischen Merkmalen zu den Triebbedürfnissen nicht, und es entstehen grosse Schwierigkeiten für Studierende, das schicksalsanalytische Konzept überhaupt auf die Schrift anzuwenden. Wir sind zwar als SchicksalsanalytikerInnen sehr froh, wenn sich Graphologen in der Fachliteratur mit der Schicksalsanalyse beschäftigen, diese zu integrieren versuchen - aber es ist diesen dringlich zu empfehlen, vorab eine intensive Einführung in die Manifestationsformen der Faktoren / Bedürfnisse bei einem Schicksalsanalytiker zu absolvieren. Autodidaktisches Studium und interdisziplinäre Applikation der Schicksalsanalyse auf die Handschrift scheint zu schwierig und anspruchsvoll - und gelingt scheinbar nur Wenigen.










Jahresbericht 2008

Arbeitsgruppe „Schicksalspsychologie und Graphologie“


Ines Grämiger, lic.phil.I


Neben den regelmässigen abendlichen Treffen organisierte die Arbeitsgruppe erst-mals einen dreitägigen erfolgreichen, intellektuell anspruchsvollen, aber auch sinnenhaften Workshop im Lötschental - in Zusammenarbeit mit dem Institut ISCHAP (Institut für Interdisziplinäre Schicksalspsychologie).

Inhaltlich beschäftigte sich die Arbeitsgruppe vor allem mit der Schicksalspsychologischen Analyse von Künstlern, sowohl mit der Werkanalyse als auch mit der Persönlichkeitsanalyse, der Lebensgeschichte und wo möglich dem Stammbaum. Dazu gehörte vor allem die ausführliche Auseinandersetzung mit den Werken und Bildern von H. R. Giger, von Salvador Dali und seinen surrealistischen Symbolen, von Tomi Ungerer, seinem Vater und seinem familiären Hintergrund, von Picasso und der psychoanalytischen These von Alice Miller betreffend frühkindliches Erdbebentrauma und Verzerrung der menschlichen Gestalten.

Des weiteren befasste sich die Arbeitsgruppe mit den Vorbereitungen zur Herausgabe eines wichtigen graphologischen Werkes : der "Strichanalyse nach Wulf M. Listenov". Wulf M. Listenov war der Leiter des ehemaligen graphologischen Seminars Zürich, der Ausbilder und Dozent von I. Grämiger und vielen Mitgliedern der Schweizerischen Graphologischen Gesellschaft. Die Transkribierung von Tonbandaufzeichnungen seiner Vorlesungen wurde von einem langjährigen Mitglied der Arbeitsgruppe, Marga Nüssli-Marolt, verdankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

Ausserdem ist die Arbeitsgruppe neuerdings aktiv beteiligt an derschicksalspsychologischen und graphologischen Auswertung von Daten und testologischen Ergebnissen eines aktuellen Zürcher Kriminalfalles. Schicksalspsychologisches Wissen um die allgemeine Psychopathologie, insbesondere die von epileptiformen Dämmerattacken und neurologischen Ausfällen, kann hierbei hervorragend kombiniert werden mit der Analyse der Handschrift (unter zusätzlich ebenfalls hirnphysiologischen Aspekten). Gerade dieser Kriminalfall zeigt, welch kreative Ergänzungen Schicksalspsychologie und Handschriftenanalyse darstellen.