Die Arbeitsgruppe hat sich in ihren regelmässigen Treffen dieses Jahr v.a. mit der Schul-Normschrift auseinandergesetzt, zuerst mit der früheren Schulvorlage von Paul Hulliger und der Geschichte seiner schwierigen Diskussionen mit Lehrern, Graphikern und Psychologen bei der Einführung der Schulschrift. Er beklagte sich dabei bitter, dass sich die Graphologen erst nach Jahren an der Diskussion beteiligt hätten und den Beginn der Diskussion "verschlafen" hätten.
Dieses Schicksal der damaligen Graphologen wollte unsere Arbeitsgruppe nicht wiederholen, weshalb sie sich mit fachlichen Texten in die heutige Diskussion über die Einführung der neuen Schulschrift, der sogenannten Basisschrift, vorgeschlagen von einem Graphiker, einmischte. Alarmiert wurde die Gruppe v.a. durch den Tatbestand, dass gemäss schicksalspsychologischer Analyse der neuen Normschrift, sämtliche Merkmale der rechten Hirnhälfte/der phil. I-Begabungen und des Weiblichen (d.h. die gesamten Manifestationen des Faktors p) zugunsten eines einseitigen Vorherrschens von Faktor k, eliminert werden soll. Dank dem schicksalsanalytischen Ansatz konnten nicht nur Argumente bezüglich unschönen Formungen etc. angeführt werden, sondern viel weitgehendere, komplexere Dynamiken und Auswirkungen der neurologischen Hirnbefehle an die Seele als Argumente eingebracht werden. Es ist beängstigend, dass die Erfinder von Schulschriften meist keine Graphologen oder gar Tiefenpsychologen sind, sodass die Gefahr des nicht reflektierten "Denn sie wissen nicht, was sie tun" besteht. V.a. aus dem Blickwinkel der Tiefenpsychologie können wir argumentieren, dass es sich bei Schul-Normschriften nicht einfach nur um bedeutungslose, nur aesthetisch geschriebene Formungen handelt, sondern dass via diese vorgegebene Norm ein unbewusster Befehl über die erwünschte, auszubildende Persönlichkeit an unsere Kinder erteilt wird. Wie bedauerlich wäre nun ein "Befehl" an unsere Kinder, in Zukunft nur noch die k betonten Wesens-Seiten auszubilden und alles Geistige, alles Weibliche und Gefühlsbetonte abzuspalten!
(Noch ausführlicheres Material (Reaktionen, Interaktionen etc.) ist einzusehen in der Bibliothek des Szondi-Institutes im Abteil der Arbeitsgruppe)
Als Produkt aus dem jährlichen 3 tägigen Lötschentaler Workshop entstand eine hochkomplexe Zusammenfassung zum Thema Abwehrlehre der Schicksalspsychologie, eine Checkliste für Szondianer, Psychologen und psychologische geschulte Graphologen (erhältlich im Selbstverlag I. Grämiger). Grosser Dank für Textabfassung und schwieriges tabellarisches Layout geht dabei an Susann Küng.
Im kasuistischen Bereich wurde die Handschrift eines pensionierten Mannes im Vergleich mit dem Szonditest ausgewertet, verbunden mit intensiver familiärer Erforschung. Ausserdem wurde die kreative und vielschichtige Handschrift von Präsident Obama analysiert und die Bitte um eine Originalhandschrift an ihn gerichtet.
Des weitern brachte Esther Dürr einen sehr spannenden Auftrag, den sie bearbeitet hat, in die Arbeitsgruppe ein. Es handelte sich dabei um einen jungen Künstler und Maler, der zur Auswertung seiner Bildwerke, bei welchen er Handschriftenelemente verwendete, die Ansicht von Graphologen wünschte. Der Vergleich der Schriftzüge in seiner Malerei mit seiner effektiven, normalen Handschrift brachte Erstaunliches zutage über seine unbewusste Motivation zur Verwendung bestimmter Schriftzüge in seinen Bildern, welche nicht aus seiner eigenen Handschrift stammten, sondern völlig neue Elemente aufwiesen. In seinem Werk wurde ein noch nicht gelebtes Potential sichtbar, indem er dort versuchte, sich von seiner in der Handschrift einseitig k betonten Wesensseite hin zu einer mehr p betonten Persönlichkeit zu entwickeln. Das Kunstwerk scheint ein Befreiungsschlag und eine intuitive Ergänzung, eine eindrückliche Bemühung zur Integration beider Hirnhemisphären zu sein. Ein Gruppenmitglied sandte dem Künstler einen schriftlichen Kommentar zu seinem Werk aus graphologischer Sicht, welcher auch öffentlich bei Ausstellung seiner Werke aufgelegt wird.
Ausserdem wurde bei der Schrift einer jungen Frau die Technik der Gegenübertragungsanalyse gegenüber einer Schrift angewandt, da sich bei der Graphologin eine unerklärliche Abwehr gegen ein schriftliches Gutachten einstellte.
Dabei wurden die Vorteile von mündlichen Auswertungsbesprechungen bei Schriften von Privatpersonen erörtert, die es erlauben, vermehrt tiefenpsychologische Aspekte einzubringen und auch eine mehr schicksalspsychologische Beratung zu führen - mehr als es dies schriftliche Gutachten ermöglichen.
Es ergab sich in diesem Jahr, dass der neurowissenschaftliche Aspekt der Graphologie und die Möglichkeit, Merkmale der linken und rechten Hirnhälfte aufgrund des schicksalspsychologischen Wissens, zu eruieren, einen Hauptakzent bildete.
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